Dreihundert Jahre Wohltemperiertes Klavier

Während unser modernes Klavier alle sechs Monate gestimmt wird, musste das Cembalo — das gängige Tasteninstrument um 1700 — jedes Mal gestimmt werden, bevor es gespielt werden konnte. Die erste Methode der Stimmung führte jedoch zu unlogisch klingenden Tonfolgen mit unsauberen Intervallen. Als eine Stimmmethode entdeckt wurde, die dieses Problem löste, sah Johann Sebastian Bach die Möglichkeit, die verschiedenen Charaktere aller Tonarten zur Geltung zu bringen. Er schrieb je eine Fuge in jeder Dur- und Molltonart mit einem einleitenden

 Präludium. Im Jahr 1722 ordnete er diese in einer logischen Sammlung. So entstand der berühmte Zyklus von 24 Präludien und Fugen: Das Wohltemperierte Klavier. Wohl temperiert bedeutete gut gestimmt.

Seit dreihundert Jahren werden diese Stücke von Cembalisten, Organisten und Pianisten auf der ganzen Welt gespielt. Sie waren auch eine wichtige Inspirationsquelle für andere Komponisten. Chopin, Skriabin, Debussy und Schostakowitsch sind die bekanntesten Beispiele. Nach Bachs Vorbild schrieben und arrangierten sie — jeder auf seine Weise — 24 Präludien. Das Anhören von Kompositionen von Bach bis Schostakowitsch vermittelt einen guten Eindruck davon, wie sich das Tasteninstrument und die dafür geschriebene Musik über drei Jahrhunderte hinweg entwickelt haben.